realfakes.net ist eine Seite über RealFakes. Dieser Faketyp unterscheidet sich grundlegend von Scammern. Darum hatte ich eigentlich beschlossen, mich dem Thema Scamming nicht zu widmen, zumal es im Internet schon diverse Seiten dazu gibt, die man leicht googeln kann. Da mich aber auch Scammer-Opfer anschreiben, denen gar nicht bewusst ist, dass es sich bei ihrer Internet-Liebe nicht um einen normalen Fake, sondern einen Kriminellen handelt, möchte ich hier doch einige Informationen geben.
Was unterscheidet Realfakes und Scammer?
Hinter RealFakes stecken in der Regel Privatpersonen, denen es nicht um Geld geht, sondern um Emotionen, das Ausleben ihrer eigenen Fantasien, Machtausübung oder das Vertreiben ihrer Langeweile.
Im Gegensatz dazu sind Scammer in Netzwerken organisierte Kriminelle, die mit Hilfe von männlichen oder weiblichen Fake-Accounts immer das gleiche Ziel verfolgen: Die eigene finanzielle Bereicherung. Die Frage nach dem „Warum tut jemand so etwas?“, ist damit leicht beantwortet. Der Täter kommuniziert nicht mit seinem Opfer, weil er es veralbern oder Macht ausüben will, er hat auch definitiv keine echten Gefühle für sein Gegenüber. Er will Geld. Fertig. Punkt. Aus.
Scammer sind skrupellose Straftäter, die ganze Existenzen zerstören können, denn das Opfer muss am Ende nicht nur eine enttäuschte Liebe verkraften, dazu kommt noch der materielle Schaden, der manchmal extrem hoch ist. Zusätzlich kann es passieren, dass das Opfer sich durch „Freundschaftsdienste“ wie z.B. das Annehmen und Weitersenden von Paketen unbewusst selbst strafbar macht. Auch, wenn die Täter selten gefasst werden, da sie aus dem Ausland (z.B. Nigeria und Ghana) agieren, sollten Scammer-Opfer immer zur Polizei gehen. Unbedingt lesenswert ist die Seite der Polizeilichen Kriminalprävention, die wichtige Hintergrund-Informationen zum Thema gibt.
Scammer agieren mittlerweile auf allen Social Media-Plattformen. Waren früher Datingseiten (auch kostenpflichtige) und Facebook besonders beliebt, haben sie nun auch Twitter, Instagram, XING oder LinkedIn für sich entdeckt.
Sie stehlen ihre Fotos von fremden, unbeteiligten Usern, die den Bilderdiebstahl meist nicht einmal bemerken, und bedienen sich in der Regel der immer gleichen Lügen-Geschichten und Vorgehensweisen – ist man damit vertraut, gelingt es einem recht schnell, Scammer zu erkennen.
Die verwendeten Fotos
Scammer benutzen häufig gestohlene Fotos mit folgenden Motiven:
- Seriös wirkende Männer, gerne in Anzug oder Uniform.
- Väter mit Kindern.
- Männer in wunderschönen Urlaubsszenarien (am Strand, im Restaurant, am Pool etc.).
- Männer auf Schiffen/Baustellen/neben Armeehubschraubern und Panzern.
- Männer im Kampfeinsatz, inmitten anderer Soldaten, neben US-Flaggen etc.
Die beliebtesten Lebensgeschichten
Scammer …
- geben sich als Witwer, von der Frauenwelt enttäuschte Männer und/oder allein erziehende Väter aus, die nun die wahre Liebe suchen und eine lebenslange Partnerschaft anstreben.
- sind wohlhabend und häufig gläubige Christen. In vielen Bios wird die Formulierung „Hard working man“ benutzt.
- haben angeblich geheime, wichtige Funktionen bei der Armee oder sehr verantwortungsvolle Posten, z.B. als Kaufmann, Unternehmer, Wissenschaftler und Mediziner.
- behaupten, in England/USA/Australien zu leben, zur Zeit auf einem Schiff/einer Bohrinsel/bei einem Auslandseinsatz der Armee/an einem beliebigen Projekt im fernen Ausland zu arbeiten.
- geraten im Laufe des Kontakts völlig unverschuldet in dramatische Situationen. Weil sie sich gerade im Ausland befinden und es dort angeblich Probleme mit ihren eigenen Banküberweisungen gibt, benötigen sie dringend Geld, um wichtige Waren beim Zoll auszulösen, ihrem Kind eine Notoperation zu ermöglichen, notwendige Dokumente aus Krisengebieten auszufliegen etc.
Die typischen Vorgehensweisen
Scammer …
- schreiben auf Englisch oder in schlechtem Deutsch, das wirkt, als hätten sie ihre Mails durch ein Übersetzungsprogramm geschickt.
Manche Scammer beherrschen selbst Englisch so schlecht, dass es in krassem Gegensatz dazu steht, dass sie sich als Engländer oder Amerikaner ausgeben. In einigen Fällen unterscheiden sich sogar die einzelnen Mails an ein und dasselbe Opfer sprachlich sehr. Das liegt dann daran, dass sie von unterschiedlichen Männern verfasst wurden, denn manchmal arbeiten die Täter in einer Art Schichtdienst und mehrere Männer bedienen den selben Fake-Account. - werden schnell sehr emotional und benutzen Ausdrücke wie „Angel“, “Honey”, „Darling“, „Hun“, „my Love“ und „Sunshine“.
Auch, wenn manche Scammer sich mehr Zeit lassen, um das volle Vertrauen ihres Opfers zu erlangen, beteuern doch die meisten schon in den ersten Mails, sie strebten ernsthafte, lebenslängliche Partnerschaften an. Schnell malen sie eine gemeinsame Zukunft in materiellem Wohlstand aus. Und selbstverständlich beteuern sie, ihre Angebetete sofort zu treffen, wenn sie aus dem Ausland zurück sind. - sie kümmern sich aufopfernd um ihre Opfer, schreiben, telefonieren, bieten sogar Videoskypen an, was aber im letzten Moment doch ausfällt, weil z.B. die Kamera kaputt ist, das Internet Probleme macht oder es bei Militäreinsätzen verboten ist.
Selten kommt es vor, dass ein Videochat (scheinbar) doch stattfindet: Der betreffende Mann ist dann ohne Ton und tippend zu sehen. In diesen Fällen wird ein gestohlenes Video eingeblendet.
Einzelne Opfer berichten sogar davon, dass sie ganz normal mit „ihrem Freund“ videoskypten oder ihn sogar getroffen haben. Hier handelt es sich dann um eigens als „Echtheitsbeweis“ engagierte Schauspieler!
Vorbeuge und Recherche
- Es sollte ausnahmslos NIEMALS Geld an Menschen gesendet werden, die man noch nie getroffen hat und nicht wirklich kennt! Auch nicht, wenn ein Videochat oder Treffen stattgefunden hat, denn man hat zwar eine reale Person gesehen, weiß aber noch lange nicht, ob die Informationen, die man über sie hat, wirklich stimmen.
Auch Nacktfotos oder private Informationen, die einen erpressbar machen, sollen nicht weitergegeben werden! - Kontaktversuche von Personen, auf die die oben genannten Punkte zutreffen, sollten ignoriert werden.
- Besteht schon ein Kontakt zu so einem Mann, den man nicht aufgeben möchte, ist unbedingt eine Bildersuche und das Googeln nach seinem Namen, seiner Mailadresse und Telefonnummer ratsam. Auch ein genauerer Blick auf seinen Account kann aufschlussreich sein. Wie alt ist der Account? Hat er sehr wenige oder ausschließlich weibliche Freunde? Gibt es viele Einträge und Reaktionen von Freunden oder wird der Account nur dazu genutzt, Kontakte zu Frauen zu knüpfen?
- Egal, wie glaubwürdig die Person wirkt: Fragt sie nach Geld, muss der Kontakt sofort abgebrochen, alle ihre Accounts geblockt und Anrufe und Mails ignoriert werden! Opfer, die bereits Geld gezahlt haben, sollten umgehend zur Polizei gehen.
Hilfe
Unter den Suchbegriffen Liebesbetrug, Scammer, Romance Scammer und Scamming finden sich unzählige Internet-Seiten zum Thema.
Ich möchte hier noch einmal besonders auf die Seite der Polizeilichen Kriminalprävention verweisen.
Letzte Aktualisierung: 28.12.2022